Im ersten Teil unserer Reihe haben wir uns mit den Gründen für Mobbing beschäftigt und dem idealen Zeitpunkt, Anfeindungen zu verhindern. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Warnzeichen, um rechtzeitig zu erkennen, ob ein Kind gemobbt wird, und beschreibt Maßnahmen zur Intervention.

Psychoterror in der Grundschule: Warnzeichen und Maßnahmen

Die Voraussetzung dafür, in den Mobbingprozess einzugreifen, ist selbstverständlich erst einmal, als Elternteil davon zu erfahren. Oftmals ist das gar nicht so leicht, denn viele Kinder äußern ihre Sorgen selbst dann nicht, wenn sie ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern pflegen. Die Kinder suchen die Schuld bei sich selbst, schämen sich für ihr vermeintliches Versagen oder fürchten Ärger mit ihren Eltern, wodurch sie komplett alleine zurückblieben. Eltern sollten deshalb sensibel für indirekte Signale sein.

Warnzeichen – wie erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird?

• Euer Kind klagt vermehrt über Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schwindel und möchte nicht zur Schule gehen – zumindest nicht alleine. Eventuell ist es von körperlichem Mobbing auf dem Schulweg betroffen.
• Der Sportunterricht bereitet eurem Kind besondere Sorgen – Mobbing-Opfer werden meist zum Schluss ins Team gewählt.
• Euer Kind wird häufig von Alpträumen verfolgt.
• Euer Kind isst weniger. Es hat keinen Appetit.
• Die schulischen Leistungen fallen ab.
• Euer Kind wirkt unsicherer als früher, sein Selbstbewusstsein sinkt.
• Euer Kind wirkt verschlossen und unglücklich, es ist weniger redselig als früher und verbringt mehr Zeit im eigenen Zimmer.
• Seine Stimmung schwankt häufig.
• Auch Nervenzusammenbrüche und Heulkrämpfe können Anzeichen sein.
• Verabredungen nach der Schule und Einladungen bleiben aus, ebenso Kontakte zu Gleichaltrigen.
• Euer Kind versteckt auf einmal seinen Körper vor euch – vielleicht möchte es Verletzungen verbergen.

Maßnahmen gegen Mobbing

Was tun, wenn der Zeitpunkt des Verhinderns verpasst ist? Marie, 8 Jahre alt, steckt mitten im Mobbing-Strudel, weil sie angeblich ein Streber ist, der sich bei Lehrern einschleimt. Die ganze Klasse blickt abfällig auf sie herab, ein Ausweg ist nicht mehr in Sicht.

Wichtig: Nicht als Elternteil mit dem Täter sprechen! Dadurch kann der Druck auf Marie größer werden, weil so der Anschein entsteht, sie könnte sich nicht selbst verteidigen. Sie wirkt noch schwächer, als sie eh schon wahrgenommen wird. Je nach eigenem Ermessen kann der Kontakt zu den Eltern des Täters hilfreich sein, oftmals nehmen diese ihr Kind jedoch automatisch in Schutz. Der in jedem Fall richtige Weg ist der in die Schule: Heutzutage sind viele Lehrer darin geschult, Mobbing entgegenzuwirken. Rollenspiele, Aufklärung in der Klasse oder Einzelgespräche können hilfreich sein.
Sollte der Klassenlehrer nicht angemessen eingreifen, kann der Weg über den Schulpsychologen, Vertrauenslehrer oder gleich zum Direktor führen. Dieser ist für das Wohl jedes Kindes verantwortlich.
Nichts ist jedoch wichtiger als das Verhältnis zum eigenen Kind: Maries Eltern sollten ganz deutlich machen, dass sie ihr den Rücken stärken, dass sie uneingeschränkt auf Maries Seite stehen. Vorwürfe, warum Marie sich ärgern lässt, sind fehl am Platz.
Gebt eurem Kind konkrete Tipps an die Hand, wie genau es sich beim nächsten Angriff verhalten soll und helft ihm, sein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen, indem ihr dessen Stärken unterstützt: beispielsweise mit einer Anmeldung im Sportverein. Wenn euer Kind gerne liest, seht zu, dass ihr es mit anderen lesebegeisterten Kindern zusammenbringt – in der Bücherei vielleicht? Wenn gar nichts mehr geht, ist die Zeit für einen Neuanfang gekommen: Ein Schulwechsel ist keine Schande und ein verlorenes Schuljahr nichts gegen ein verlorenes Selbstbewusstsein.