Vielleicht kennt ihr das noch aus eurer Kindheit: Formeln auf dem Trinkpäckchen, die Kernaussagen im Taschentuch, der Zeitstrahl hinterm Flaschenetikett – Schüler lassen sich viele verschiedene und vor allem kreative Arten einfallen, um Lernlücken bei Prüfungen zu schließen. Der „Spicker“ ist allerdings besser als sein Ruf, zumindest solange er nicht während der Klassenarbeit zum Einsatz kommt, sondern schon vorher. Denn aus lernpsychologischer Sicht ist der handgeschriebene Spickzettel höchst wertvoll für den Lernprozess!

Spickzettel ja – spicken nein!

Das Verfassen eines Spickzettels erfordert eigenverantwortliches Arbeiten mit den Lerninhalten. Der vermeintliche Schummler muss sich einen Überblick über die Sachverhalte verschaffen, sie strukturieren und die Flut an Informationen auf das Wesentliche verdichten, damit es auf den Spickzettel passt. Um Platz zu sparen und die Inhalte sinnvoll auf kleinstem Raum darzustellen, nutzt er Pfeile, Symbole oder winzige Schaubilder, die eine Reihenfolge oder einen Zusammenhang erklären.

Das Ergebnis: Der Spickzettel ist am Ende gar nicht mehr notwendig! Durch die Bearbeitung und Visualisierung der Lerninhalte auf dem Spicker ist das Wissen fest im Kopf verankert. Da die verbotenen Gehilfen meist zu klein sind, um den ganzen Lehrstoff darzustellen, ist der Spicker eher als Denkstütze zu verstehen. Nur wer die Infos darauf als Erinnerungshilfe an ein breiteres Hintergrundwissen nutzt, kann vom Spicker profitieren.

Den Spickzettel lieber zuhause lassen

Lasst euer Kind guten Gewissens einen Spickzettel anfertigen – aber überzeugt es auch rechtzeitig, dass der kleine Helfer zu Hause auf dem Schreibtisch besser aufgehoben ist, als auf dem Trinkpäckchen während der Prüfung. Denn nicht das Anfertigen, aber das Benutzen eines Spickzettels kann das Selbstwertgefühl schmälern. Wer sämtliche Prüfungen nur mit Spickzettel besteht, obwohl er auch ohne ausgekommen wäre, traut sich längst nicht so viel zu wie jemand, der jede Klassenarbeit alleine bezwingt.

Ein Spickzettel ist eine tolle Lernmethode, reicht aber natürlich nicht als optimale Prüfungsvorbereitung aus. Wir von Scooli haben euch deshalb ein paar Tipps für mehr Spaß beim Lernen zusammenstellen:

Scoolis Tipps für effektives Lernen

  1. Denkt euch mit euren Kindern gemeinsam Eselsbrücken aus! Eselsbrücken, die im Dialog entstehen, bleiben besser hängen, weil man sie zusätzlich über die Ohren aufnimmt und sie in einen Gesprächskontext einordnen kann.
  2. Lasst euch von eurem Kind den Stoff erklären: Schwachstellen kommen zu Tage, wenn man versucht, das Gelernte einer weiteren Person zu vermitteln, die den Inhalt noch nicht kennt.
  3. Bilder in den Kopf malen: Visualisierte Inhalte lassen sich leichter abspielen.
  4. Helft eurem Kind, die Inhalte wirklich nachvollziehen zu können: So gut wie gar nichts muss man auswendig lernen, wenn man die Zusammenhänge, die Relevanz und die Funktionsweise einzelner Informationen verstanden hat.
  5. Platziert Merkzettel an ungewöhnlichen Orten – für viele Wiederholungen ganz nebenbei: Z. B. gegenüber von der Toilette, am Badezimmerspiegel, an der Kühlschranktür, an der Autoscheibe, von Außen an der Duschtür…
  6. 3D-Lernen – findet zu jedem Lerninhalt einen Ort! Müssen beispielsweise Begriffe auswendig gelernt werden, besitzt jeder Begriff einen bestimmten Ort, z. B. eine Ecke des Wohnzimmertisches. Euer Kind läuft nun um den Tisch herum und ordnet jeder Ecke ihren Begriff zu. In der Prüfungssituation versetzt es sich gedanklich ins Wohnzimmer und umrundet den Tisch, um die Erinnerungen an die Begriffe abzurufen.