Wie schwer darf der Schulranzen sein?

Gehen Eltern im Netz dieser Frage nach, begegnet ihnen nach wie vor die Angabe, das Gewicht des bepackten Ranzens dürfe nur maximal 10% des Körpergewichts des Kindes betragen. Dieser Wert ist sogar in der DIN-Norm für Schulranzen festgehalten, obwohl er für Experten nicht nachvollziehbar ist. Bei einer solch pauschalen Aussage werden wichtige Aspekte außer Acht gelassen: Zum einen ist es bei jedem Kind von der eigenen körperlichen Fitness abhängig, wie viel Gewicht es tragen kann, zum anderen kommt es auch auf das richtige Tragen selbst an – auch ein leichter Rucksack kann schließlich falsch getragen werden! Vor allem solltet ihr euch als Eltern nicht von einer Vorgabe verunsichern lassen, die sich unter ganz anderen Umständen entwickelt hat…

Wo kommt dieser 10%-Mythos eigentlich her?

Die Annahme, das Ranzengewicht dürfe nicht mehr als 10-12% des Körpergewichts betragen, besteht schon lange: Sie geht noch auf die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zurück! Damit die Rekruten bei längeren Märschen ab 20 km nicht so schnell müde werden, galt für ihre Tornister diese Gewichtsobergrenze. Märsche? Distanzen von 20 km? Das entspricht zum Glück nicht der heutigen Schulweg-Realität – entsprechend sollten solche Vorgaben auch nicht für unsere Schulkinder gelten.

Wie sieht das heute aus?

Durch eine Untersuchung der Aktion Kidcheck wurde getestet, inwieweit das Ranzengewicht die Haltung und Muskeln eines Kindes beeinträchtigt. Dazu wurden 60 Grundschulkinder und ihre Tornister gewogen: Im Durchschnitt lagen die Ranzen bei 17,2 % des Körpergewichts – laut Mythos also viel zu hoch. Die Kinder sollten so „bepackt“ 15 Minuten lang einen Parcours laufen, die Zeit, die für den längsten Schulweg der Schüler gebraucht wurde. Die gute Nachricht: Trotz dieser Belastung konnten die Neurologen keine merkliche Ermüdung der Muskeln feststellen.

Halten wir fest:

Der Ranzen darf durchaus schwerer sein als 10 % des Körpergewichtes. Und sollte das mitunter auch, denn ein schwererer Ranzen kann zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur beitragen. In der Diskussion um die Belastung durch den Schulranzen wird dieser Aspekt oft vernachlässigt, aber tatsächlich haben ca. 50% aller Kinder zu schwache Muskeln, um die Wirbelsäule passend zu stabilisieren und lange gerade stehen zu können. Das „Ranzentraining“ kann die Rumpfmuskeln stärken und so zur Stabilisierung der Wirbelsäule beitragen – trotzdem sollte der Ranzen natürlich nicht schwerer als unbedingt nötig sein! Zur Orientierung: Kidcheck hat erste negative Belastungen bei den Kindern festgestellt, wenn der volle Ranzen ca. ein Drittel des Körpergewichts betrug.

Scoolis Tipps, wie es für alle leicht in den Schulalltag geht:

  1. Nur das einpacken, was wirklich mit muss:
    Überlegt mit eurem Kind zusammen, was es wirklich mitnehmen muss. Packt nur die Materialien ein, die auf dem Stundenplan stehen – vielleicht kann euer Kind sich ja mit dem Banknachbarn auch die Bücher teilen?
  2. Bücherverteilung im Ranzen:
    Die schwersten Bücher am besten nah am Rücken platzieren und das Gewicht gleichmäßig verteilen, sodass keine „Schlagseite“ entsteht. Von Anfang an trainiert, geht dieser Tipp schnell in Fleisch und Blut über und ist dann auch schnell umgesetzt!
  3. Vertraut euer elterlichen Intuition:
    Jedes Kind ist individuell und so muss man auch die Grenze beim Ranzengewicht festlegen. Stichwort Wohlfühlfaktor: Wie fühlt sich euer Kind beim Tragen des Ranzens, wenn er mal ein bisschen schwerer ist? Spürt es eine Beeinträchtigung oder wird die Bewegungsfreiheit eingeschränkt? Dann muss für Entlastung gesorgt oder vielleicht auch nur der Ranzen neu eingestellt werden – aber grundsätzlich gilt: Solange sich euer Kind auf dem Schulweg wohlfühlt, auch wenn der Rucksack vermeintlich (gemessen an den Prozentangaben) zu schwer ist – vertraut dem Urteil eures Kindes.
  4. Auf die Einstellung kommt´s an:
    Die Beschaffenheit des Schulranzens spielt beim Tragekomfort eine große Rolle. Selbst perfekt gepackt und unterhalb jeglicher Gewichtsobergrenzen kann ein Tornister immer noch falsch getragen werden. Worauf ihr dabei achten müsst, erfahrt ihr in unserer Rubrik „Ranzenberater“.

Externer Link zur Studie:
http://www.kidcheck.de/ergebn_f14.htm